Stefan Dreizehnter

Neue Zeiten

Es fangen neue Zeiten an. Und die versprechen, spannend zu werden. Seit einigen Monaten lässt die Branche nicht mehr unerwidert, was von der Suchtforschung so in die Welt gesetzt wird. Das fing mit der Untersuchung des Glücksspiel-Surveys 2021 an. Top-Statistikerin Katharina Schüller schaute sich im Auftrag aller Verbände des privaten Glücksspiels diesen Report an. Und ihr Urteil fiel katastrophal aus, was Methode und die daraus resultierende Aussagekraft angeht. Zurzeit arbeitet sie am Glücksspiel-Survey 2023 – und es sieht damit wohl nicht viel besser aus, wie sie uns sagt.

Parallel dazu hat sich der VDAI den sogenannten Glücksspielatlas vorgenommen, der einen kompakten Überblick über die Glücksspiellandschaft in Deutschland geben soll – zur Lektüre von allen, die damit zu tun haben, so der Wunsch von Autoren und Auftraggebern. Wer sich die vielen Mängel dieses Werkes ansieht, der kann aber nur hoffen, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht. Das Thema ist zu wichtig, als dass man es so behandelt. So geht es nicht.

Für die Wissenschaft rund um das Glücksspiel ändert sich das Umfeld. Kontroverse Debatte ist man nicht gewohnt. Kritik schon gar nicht. Aber Debatte und Kritik sind nun mal das Herzstück von Wissenschaft. Das bedeutet aber auch: Im Fall des Glücksspiels kann diese Wissenschaft nicht jene Einbahnstraße sein, wie sie seit vielen Jahren sowohl praktiziert als auch wahrgenommen wird und im Grunde immer wieder vorhersehbare Ergebnisse produziert.

Deswegen ist gut, dass jetzt neue Zeiten anbrechen. Denn die sachliche Kontroverse ist nicht Majestätsbeleidigung, sondern Quelle von Fortschritt. Es wird höchste Zeit, dass sich auch die Glücksspielforschung der Herausforderung der wissenschaftlichen Diskussion stellt.

Stefan Dreizehnter

Chefredakteur games & business
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