Glücksspiel-Survey 2023: Konstante Zahlen

Der Glücksspiels-Survey 2023 wurde am 6. März in Berlin vorgestellt. Im Vergleich zur umstrittenen Vorgängerausgabe haben sich weder die Werte noch die Methode geändert. Die Diskussion darüber wird weitergehen. Laut neuem Glücksspiel-Survey haben sich die Zahlen der Menschen mit Glücksspielstörung seit 2021 nicht wesentlich verändert. Nach der aktuellen Untersuchung leiden insgesamt 2,4 Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 70 Jahren unter einer Glücksspielstörung. Der Bevölkerungsanteil mit einer leichten Störung liegt bei 1 Prozent, mit einer mittleren und schweren Störung bei jeweils 0,7 Prozent. 2021 war ein Wert von insgesamt 2,3 Prozent gemessen worden.

Wie es auf der Pressekonferenz in Berlin zur Veröffentlichung der jüngsten Zahlen hieß, wurde die Untersuchung vom Deutschen Lotto- und Totoblock „gefördert”. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen. Die Arbeit trägt den Titel „Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung“ .

Damit war das gleiche Team mit der Aufgabe betraut, das auch schon den Survey 2021 verantwortete, der in der Zwischenzeit wissenschaftlich unter Druck geriet. Unter anderem hatte Statistikerin Katharina Schüller den Umstand kritisiert, dass es sich beim Survey um eine Querschnittuntersuchung handelt. Schüller bestritt, dass damit belastbare Daten zu ermitteln seien, die sich auch noch als politische Handlungsempfehlungen für Glücksspielregulierung eigneten. Auch der neue Survey ist eine Querschnittuntersuchung. Und bleibt dennoch bei seinem Anspruch. „Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchung können Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes evaluiert und gegebenenfalls verbessert werden“, so der Projektleiter Dr. Jens Kalke vom ISD bei der Ergebnispräsentation.

DAW: Glücksspiel-Survey 2023 verfehlt sein Ziel

Entsprechend enttäuscht reagiert Georg Stecker, Sprecher des Vorstands der Deutschen Automatenwirtschaft (DAW) auf den Survey: „Ein auf Fakten und wissenschaftlich validen Daten basierender Diskurs über das Spielverhalten in Deutschland ist für Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Verbände notwendig und wichtig. Aber leider wurde auch trotz massiver wissenschaftlicher Kritik das Befragungs-Design beibehalten und die begrenzte Aussagekraft der Befragung in der heutigen Ergebnis-Präsentation des aktuellen Surveys nicht kenntlich gemacht. Auch in der Neuauflage des Glücksspiel-Survey 2023 wurden die Fehler, die laut Experten keine Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung zulassen, fortgesetzt. Damit verfehlt leider auch der Survey 2023 sein Ziel, belastbare Rückschlüsse auf Aspekte von Glücksspielstörungen zu ziehen. Der Survey bietet somit keine fundierte Entscheidungsgrundlage zur Bewertung und Anpassung gesetzlicher Regelungen! Dennoch bildeten ausschließlich die Inhalte des Vorgänger-Surveys 2021 die Datengrundlage für den sogenannten „Glücksspiel-Atlas 2023“. Dieses Vorgehen ist, insbesondere im Hinblick auf die für Ende 2026 geplante Evaluierung des Staatsvertrags, fahrlässig und gefährdet sachgerechte Entscheidungen, und dies in Zeiten eines grassierenden Schwarzmarktes!“

DSWV: Wissenschaftliche Kritik wurde ignoriert

Auch der Deutsche Sportwett-Verband (DSWV) reagiert verständnislos. Die Methoden-Kritik der Statistikerin Katharina Schüller am Survey 2021 sei nicht berücksichtigt worden. “Trotz der Kritik am vorherigen Survey 2021 ist es bemerkenswert, dass die Autoren nichts an ihrer Methodik geändert haben. Sie ignorieren weiterhin die Einwände anderer Wissenschaftler und geben nur unzureichende Auskünfte zu den Limitationen ihrer Studie”, sagt Mathias Dahms nach der Veröffentlichung. Der DSWV fordert deshalb eine gründliche Überprüfung der Methodik des Surveys, um sicherzustellen, dass die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen basieren.

DLTB: „Begrüßen langfristiges, systematisches Glücksspielmonitoring“

Das alles sieht man beim Deutschen Lotto-Block naturgemäß anders. Der Bericht zeige ein Bild des Glücksspielmarkts insgesamt, hieß es auf der Presskonferenz: „Wir begrüßen den Aufbau eines langfristigen systematischen Glücksspiel-Monitorings, um evidenzbasierte Diskussionen führen zu können“, so Axel Holthaus, Geschäftsführer von Lotto Niedersachsen, der aktuell federführenden Gesellschaft im DLTB. „Die Studienergebnisse bestätigen erneut, dass von Lotterien wie Lotto 6aus49 oder Eurojackpot ein deutlich geringeres Gefährdungspotenzial ausgeht als von den weiteren erhobenen Glücksspielformen.“

Nach Angaben der Studienverantwortlichen handelt es sich bei der Untersuchung um eine repräsentative Bevölkerungsumfrage. Es wurden 12.308 Interviews, vom 1. August bis zum 16. Oktober 2023 geführt. Autoren dieses Glücksspiel-Surveys 2023 sind Dr. Sven Buth, Dr. Jens Kalke und Moritz Rosenkranz (alle ISD) und Prof. Dr. Gerhard Meyer (Universität Bremen). Ausführliche Berichterstattung rund um den Survey lesen Sie in der kommenden Ausgabe von games & business. Unter anderem bezieht CDU-Suchtexpertin Simone Borchardt in einem exklusiven Interview Stellung zum Glücksspiel-Survey.

Bild (v. l.): Axel Holthaus, Geschäftsführer Lotto Niedersachsen, Dr. Ait Stapelfeld, Geschäftsführer Lotto Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Jens Kalke, Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung, Dr. Sven Buth, Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung stellen den Glücksspiel-Survey 2023 in Berlin vor.