Hamburg: „Alles falsch gemacht, Politik“

„Herzlichen Glückwunsch, Politik – alles falsch gemacht.“ Diese bittere Bilanz zog Gundolf Aubke, Erster Vorsitzender des Hamburger Automaten-Verbands (HAV), am 6. November bei der Jahreshauptversammlung des HAV in der Hansestadt. Mit ihren starren Mindestabstandsgeboten von 500 Metern für Spielhallen und nur noch acht Geldspielgeräten pro Spielhalle statt zwölf habe die Politik die Stadt Hamburg zu einem „Hotspot für illegales Spiel“ gemacht. Von ehemals rund 4.000 legalen Spielhallen gebe es mittlerweile nur noch 963, beklagte Aubke. Weil dieses legale Angebot fehle, blühe gleichzeitig das Geschäft mit dem illegalen Spiel.

360 Millionen Euro Umsatz für illegales Spiel

Mit illegalen Geldspielgeräten ließen sich laut Schätzungen bis zu 10.000 Euro pro Gerät und Monat verdienen, sagte Aubke. Bei laut Medienberichten bis zu 3.000 illegalen Geldspielgeräten in Hamburg ergebe das einen Jahresumsatz von 360 Millionen Euro mit dem illegalen Spiel, rechnete Aubke vor. „Da sprechen wir von organisierter Kriminalität“, so Aubke. Und es sei immer schwieriger für die Behörden, die Hintermänner zu fassen. Von beispielsweise Kulturvereinen seien die illegalen Spielangebote in Hinterzimmer und Wohnungen abgewandert und der neueste Trend seien sogenannte Pop-up-Casinos. Dabei mieteten die Kriminellen leerstehende Wohnungen und Ladenflächen an, „verdienen sich ein halbes Jahr dumm und dämlich, bis die Bude hochgenommen wird“, und zögen danach einfach weiter. Verfolgungsdruck und Vollzug seien in Hamburg viel zu lax und die Strafandrohungen für illegales Spiel viel zu gering. „Es gibt kein gezieltes, koordiniertes Vorgehen der Behörden in Hamburg“, monierte Aubke. Politik und Polizei allein könnten den Schwarzmarkt aber nicht erfolgreich bekämpfen, unterstrich Aubke. Das Problem sei der „überregulierte“ legale Markt. Das legale Spielangebot sei noch immer das effizienteste Mittel im Kampf gegen illegales Spiel. „Wir brauchen attraktive Geräte.“

Mediale Berichterstattung hat sich verändert

Ein Lichtblick sind aus Sicht des HAV-Vorsitzenden die Medien. Die Berichterstattung habe sich geändert. „Wir sind in der Presse nicht mehr die Buh-Männer, sondern diejenigen, die unter dem illegalen Spiel leiden“, berichtete Aubke. Die Presse-Arbeit der Automaten-Verbände bundesweit und auch in Hamburg habe sich gelohnt. Titelgeschichten in der Hamburger Morgenpost über das grassierende illegale Spiel in der Hansestadt und ein Interview mit Aubke selbst im „Hamburg-Journal“, aber auch bundesweite Berichterstattung zur Ausbreitung des illegalen Spiels in Leitmedien wie „Bild“ und „Spiegel“ sorgten dafür, dass die Politik sich dieses Themas annehmen müsse.

Drei Kernaufgaben

Für den HAV und auch für die Politik leitete Aubke drei Kernaufgaben für die Zukunft daraus ab: den Kampf gegen das illegale Spiel, ein geändertes Spielhallengesetz in Hamburg mit unter anderem wieder zwölf Geldspielgeräten in den Spielhallen und eine neue Spielverordnung für ein attraktiveres legales Spielangebot. Den letztgenannten Punkt betonte auch Simone Storch, Geschäftsführerin des Bundesverbands Automatenunternehmer (BA). Sie verwies auf eine Studie von Prof. Gerhard Bühringer von der TU Dresden zur Evaluierung der Spielverordnung. Diese Studie habe die Wirksamkeit von Spielerschutzmaßnahmen überprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass Alterskontrolle und OASIS „wirksame“ Mechanismen seien, andere Regelungsinstrumente wie Schulungen, Gewinn- und Verlustgrenzen sowie Warnhinweise jedoch nur „stark eingeschränkt wirksam“ seien. „Wenn Politik das ernst nimmt, muss sie sich Gedanken machen“, sagte Storch.

Kontinuität und Wandel gab es auch bei den Vorstandswahlen des HAV. Vorsitzender Gundolf Aubke und sein Stellvertreter Frank Sengpiel sowie Matthias Wende als Mitglied des erweiterten Vorstands wurden in ihren Ämtern bestätigt. Sabine Glawe wurde als langjähriges Vorstandsmitglied feierlich verabschiedet und ebenso wie das frühere Vorstandsmitglied Otto Obes zum HAV-Ehrenmitglied ernannt. Neu in den erweiterten HAV-Vorstand wurde Jungunternehmer Maximilian Eich (35) gewählt.

Einen Bericht über die Jahreshauptversammlung des HAV finden sie auch in der November-Ausgabe von games & business. Sie sind noch kein Abonnent? Das sollte sich schleunigst ändern – hier geht es zum kostenlosen Probe-Abo!

Foto: Der neu gewählte HAV-Vorstand mit Gundolf Aubke (2. v. l.), Frank Sengpiel (2. v. r.) und Maximilian Eich (r.) sowie HAV-Justiziar Sven Achnitz (l.) und Jennifer Broocks, Länderreferentin des Dachverbands Deutsche Automatenwirtschaft für Hamburg.