Glücksspiel, Lootboxen und Jugendschutz: Appell zum Handeln

Rund 200 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Praxis waren laut Westlotto bei der Expertenanhörung zu Jugendschutz in digitalen Spielen in der NRW-Landesvertretung in Berlin sowie im Stream dabei. Auch games & business war vor Ort. Der Appell, der von Berlin ausging: Das Problem der glücksspielähnlichen Elemente in Computerspielen möglichst schnell anpacken.

Aufgabe der Politik: Probleme lösen

Schirmherrin Dorothee Feller, Schul- und Bildungsministerin NRW (CDU), bezeichnete den Kinder- und Jugendmedienschutz bei der von Westlotto organisierten Veranstaltung in einem digitalen Gruß als Gemeinschaftsaufgabe. Fellers Grußwort (Foto) ist hier als Video verfügbar. Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter des Bundes, sprach von „besorgniserregenden Entwicklungen und problematischem Medienkonsum“. Aus seiner Sicht brauche es beim Thema Lootboxen nicht zwingend neue Regeln. „Wir müssen endlich beginnen, geltendes Recht für Spielende konsequent anzuwenden.“ Auch diejenigen, die Lootboxen anbieten, sollten stärker in die Verantwortung gehen.

„Aufgabe der Politik ist es, Probleme zu lösen – und Lootboxen sind ein Problem. Wir benötigen eine Regulatorik, um den Kinder- und Jugendschutz zu gewährleisten“, forderte der Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling, Berichterstatter Games der CDU/CSU-Fraktion. „Wir dürfen nicht alles verteufeln, aber wir müssen die Gefahren erkennen.“ Mit diesen Worten forderte Anna Kassautzki (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Digitalausschusses, einen differenzierten Blick auf Computerspiele und Lootboxen.

Konkrete Regeln und weitere Forschung nötig

Als Anbieter von Glücksspielen setze die Strategie für verantwortungsvolles Spiel von Westlotto, unter Einbeziehung der Wissenschaft, bereits bei Jugendlichen an. Um sie rechtzeitig in Sachen Prävention zu erreichen, machte Westlotto-Geschäftsführer Andreas Kötter klar. Damit sie, wenn sie sich mit Glücksspielen beschäftigen dürften, gewappnet sind. Westlotto setze sich seit Jahren für eine angemessene Regulierung ein, betonte Kötter, und legte zuletzt einen ersten Regulierungsvorschlag vor. Linda Scholz von der Fachstelle Jugendmedienkultur NRW verwies darauf, dass Jugendliche den richtigen Umgang mit glücksspielähnlichen Elementen und Lootboxen nicht lernten. „Sie können die Abos und Monetarisierungsphänomene gar nicht einordnen.“ Weitere Experten aus Praxis und Forschung benannten zudem eine unübersichtliche Vermischung von Gaming und Gambling.

Neben konkreten Regeln und deren Durchsetzung, derer es bedürfe, hält Suchtforscher Prof. Gerhard Bühringer (TU Dresden) besonders auch weitere Forschung im Bereich Lootboxen für nötig. Lorenzo von Petersdorf, stellvertretender Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) berichtete von einem großen Interesse an technischen Jugendmedienschutz-Instrumenten. Zugleich betonte er die Wichtigkeit, Einzelfallabwägungen zu treffen und nicht unverhältnismäßig stark einzugreifen. Jurist Robin Anstötz vom Institut GLÜG bildete unter Verweis auf die Zuständigkeit des Bundes die Regulierungsoptionen im Gesetz ab. Mehr zur Expertenanhörung erfahren Sie in der März-Ausgabe von games & business.