Online-Glücksspiel: Markt kippt weg

Das Online-Glücksspiel in Deutschland driftet in die Illegalität ab. Die Verbände schlagen Alarm. Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) warnt eindrücklich davor, dass der Online-Glücksspielmarkt in Deutschland „in den illegalen Sektor kippt”. Für diese unmissverständliche Warnung nutzte Verbandschef Dr. Dirk Quermann das traditionelle „Regulator Update” des DOCV zusammen mit dem Deutschen Sportwettenverband (DSWV) und dem österreichischen Verband für Wetten und Glücksspiel (ÖVWG) auf der internationalen Branchenmesse ICE in London. Als Untermauerung für diese Warnung bezog sich Dr. Quermann vor allem auf ein Faktum, das „schwer zu bestreiten” sei: die Steuereinnahmen. Quermann: „Die Steuereinnahmen beim Online-Automatenspiel betrugen aktuell nur 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Menschen spielen aber nicht weniger. Also spielen sie woanders – und zwar illegal.”

Spielräume werden nicht genutzt

Als Gründe dafür wurden auf der Konferenz vor internationalem Publikum zwar eine ganze Reihe von einzelnen regulatorischen Fakten genannt, die nach Meinung der Verbandsvertreter dem legalen Spiel in Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit nehmen. Allerdings gab es auch Kritik genereller Natur. Dr. Quermann stellte die Frage nach der Philosophie der deutschen Regulierungsbehörde GGL (Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder). Seiner Meinung nach nutze die Behörde jene Spielräume nicht, die sie durchaus hätte. In jeder Regulierungsfrage zum Online-Glücksspiel werde „grundsätzlich der restriktivste Ansatz” gewählt.

Das bestätigte auch  Mathias Dahms, Vorsitzender des Sportwetten-Verbandes. Als Beispiel nannte er das erlaubte Wettprogramm in Deutschland: „Das ist maximal 13 Prozent dessen, was in Großbritannien möglich ist. Wir sind da gegenüber ausländischen Anbietern und dem Schwarzmarkt nicht wettbewerbsfähig.” Quermann forderte die GGL auf, „sich nicht länger als die Wächter der Galaxie zu verstehen. Es reicht, wenn sie die Wächter des legalen Spiels sind.” Andernfalls „kriegen wir den Markt nicht in die Legalität. Dann kippt das weg”, so Quermann eindringlich.

Auf der Konferenz wurde deutlich, dass Verbände und GGL im Gespräch sind. Anwesende Vertreter der GGL betonten den guten Austausch und räumten unter anderem Defizite vor allem bei der personellen Ausstattung der Behörde ein. Dieses Kapazitäts-Problem stellt sich unter anderem bei der Zulassung von Spielen. Daran werde aber intensiv gearbeitet. Was die grundsätzliche Kritik anging, zogen sich die Vertreter allerdings auf die Regeln des Glücksspielstaatsvertrags zurück. Man sei dazu da, diesen umzusetzen. Ändern könne man ihn nicht.

Bild: Mathias Dahms (DSWV, l.) und Dr. Dirk Quermann (DOCV) warnten in London davor, dass der Markt auf Grund von Überregulierung endgültig in die Illegalität kippt.