Glücksspielsucht bei älteren Menschen

Der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) rückt Glücksspielsucht bei älteren Menschen in den Fokus. Er fordert in diesem Kontext: „Wir brauchen mehr Wissen zu Risikofaktoren und was wirklich in der Prävention gegen riskantes Glücksspiel wirkt.“ Anlass ist das neu erschienene Buch „Glücksspielsucht im Alter“. Herausgeber sind Dr. Tobias Hayer und Dr. Jens Kalke. Im Herausgeberband sind neue Erkenntnisse zusammengefasst und Handlungsempfehlungen für die Praxis formuliert. Intention Blienerts ist es, ältere Menschen besser vor Glücksspielsucht zu schützen. Laut Mitteilung sind sie „zu selten im Blick, zu oft vergessen“. Umso wertvoller seien die jetzt vorliegenden Daten zu älteren Glücksspielenden. „Die Gewissheit ist gut, dass ein höheres Lebensalter kein auslösendes Moment für dauerhaftes Glücksspiel ist“, so der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen.

Nachholbedarf bei Hilfs- und Präventionsangeboten

Gründe für die Neigung zum Glücksspiel im Alter seien Einsamkeit, weniger soziale Teilhabe und der Umgang mit Verlustereignissen. Die meisten Älteren hätten schon vor dem 60. Lebensjahr regelmäßig gespielt. Konkrete Hilfe- und Beratungsangebote für Ältere gebe es nur wenige. Auch spezielle Präventionsangebote für ältere Menschen würden demnach gebraucht. Für Blienert hat die Suchtprävention und die Suchthilfe hier bei allen Themenfeldern Nachholbedarf. „Auf kommunaler Ebene bedarf es alters-, kultur- oder bedarfsspezifisch und möglichst inklusiv ausgestalteter Angebote, die sich speziell an Ältere richten.“ Er nennt etwa Flyer in Pflegeheimen. Auch Kooperationen zwischen Suchthilfe und altersspezifischen Hilfen, etwa als Schulungen für Pflegepersonal oder Mediziner, seien demnach denkbar.

Für die Buchherausgeber Hayer und Kalke sollte sich zukünftige Forschung verstärkt dem Thema Online-Glücksspiel und den damit assoziierten Suchtrisiken und Folgeschäden im Alter widmen. Grundsätzlich lägen interdisziplinäre Forschungskooperationen zwischen geriatrischer und Suchtforschung nahe, so die Wissenschaftler. Der Herausgeberband basiert auf einem Forschungsprojekt mit dem Ziel, belastbare Erkenntnisse zu Glücksspielsucht im Alter durch verschiedene Forschungsmodule zu gewinnen. Jedes Kapitel lässt sich laut Lambertus-Verlag für sich lesen. Das abschließende Kapitel diene der Befundsynthese und führe zentrale Handlungsempfehlungen zusammen.

Alle Menschen und jedes Alter im Blick behalten

Für Blienert ist es wichtig, jedes Alter passgenauer vor den unterschiedlichen Formen des Glücksspiels zu schützen: „junge Menschen eher vor allem vor Sportwetten und ältere eher vor dem Automatenspiel“. Dazu brauche es verlässliche Daten und mehr Forschung im gesamten Glücksspielbereich. Auch die Auswirkungen von Werbung und digitalen Glücksspielangeboten müssen für ihn „noch viel genauer“ angeschaut werden.

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