Erstes Halbjahr 2023: Gastgewerbe weiter in Verlustzone

Im ersten Halbjahr 2023 lagen die realen Umsätze im Gastgewerbe 10,4 Prozent unter dem Niveau des ersten Halbjahres 2019, dem Vergleichszeitraum vor der Corona-Pandemie. Das meldet der Dehoga Bundesverband unter Bezug auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). In der Gastronomie betrug das reale Minus laut Destatis sogar 12 Prozent. Die Branche steuert auf das vierte Verlustjahr in Folge zu, befürchtet der Verband. Der Juni liegt dem Dehoga zufolge mit einem realen Umsatzverlust von 10,7 Prozent nicht nur unter dem Juni 2019 (nominal + 9,6 Prozent), sondern mit real – 5,4 Prozent auch unter dem Juni 2022. „Die Lage bleibt extrem herausfordernd“, unterstreicht Guido Zöllick, Präsident des Dehoga Bundesverbands. Er mahnt, dass eine Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen zum Jahreswechsel „fatale Folgen“ hätte.

7 Prozent zentral für Zukunftssicherung

Der Verband kämpft seit Jahrzehnten darum, dass Essen einheitlich mit dem reduzierten Satz besteuert wird. Zöllick: „Es wäre widersprüchlich und wettbewerbsverzerrend, frisch zubereitetes Essen in unseren Restaurants ab dem 1. Januar 2024 wieder mit 19 Prozent zu besteuern, während auf Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Essenslieferung 7 Prozent erhoben werden.“ Für die Zukunftssicherung der Restaurants und Wirtshäuser sei es von zentraler Bedeutung, dass für Essen, egal wo und wie zubereitet und verzehrt, dauerhaft 7 Prozent Mehrwertsteuer gelten.

Zöllick appelliert: „In Deutschland müssen Gastronomie sowie in besonderem Maße auch Kita- und Schulverpflegung für alle bezahlbar bleiben. Alles andere widerspricht den Zielen der Ernährungsstrategie der Bundesregierung.“ Und er verweist darauf, dass der reduzierte Steuersatz bereits in 20 EU-Staaten seit vielen Jahren gelte. Bei der aktuell laufenden Petition pro 7 Prozent haben mittlerweile mehr als 39.000 Menschen unterschrieben. Auf der Verbands-Homepage gibt es zudem eine eigene Aktionsseite.

Weitere Betriebsschließungen drohen

Mit einer Steuererhöhung auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 seien weitere Betriebsschließungen vorprogrammiert, so Zöllick. Im Fall der Erhöhung wäre der Kostendruck für die Betriebe „gewaltig“ bei einer gleichzeitig inflationsbedingten Konsumzurückhaltung der Gäste. Laut einer Dehoga-Umfrage im Juni lagen die Preise für Lebensmittel um 24,7 Prozent höher, für Getränke um 17,8 Prozent. Die Kosten für Energieprodukte stiegen im Vergleich zum Juni 2022 um 45,1 Prozent und für Personal um 19,8 Prozent. In den Pandemiejahren hat das Gastgewerbe dem Dehoga zufolge gemäß der Umsatzsteuerstatistik von 2020 und 2021 bereits insgesamt 36.000 steuerpflichtige Unternehmen verloren. Laut einer Verbandsumfrage vom Juli 2023 würden weitere 12.000 Betriebe schließen.

Bild: Dehoga-Präsident Guido Zöllick warnt eindringlich vor der Anhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent. „Dann sind weitere Betriebsschließungen vorprogrammiert.“ © Dehoga Bundesverband/Svea Pietschmann