Gewerbliches Spiel: Alarmierendes Ergebnis bei Kanalisierungsquote

Ein alarmierendes Ergebnis bei der Kanalisierungsquote des gewerblichen Spiels offenbart eine Studie, die der Verband der Deutschen Automatenindustrie (VDAI) in Auftrag gegeben hat. In der Studie unter der Federführung von Prof. Justus Haucap (Dice Consult, Foto) wird deutlich, dass die Kanalisierungsquote des gewerblichen Geldspiels 2022 mit nur noch 54 bis 70 Prozent einen neuen Tiefststand erreicht hat. Im Gegenzug betrug der Schwarzmarktanteil laut Studie 30 bis 46 Prozent.

Negative Prognose

Laut Studie sind die aktuellen Regulierungen des Glücksspielstaatsvertrags dem Kanalisierungsauftrag des legalen gewerblichen Spiels abträglich. Demnach lag die Kanalisierungsquote des gewerblichen Automatenspiels im Jahr 
2012, also bevor neue restriktive Regulierungsmaßnahmen des Glücksspielstaatsvertrags 2012 und der
 sechsten und siebten Novellierungen der Spielverordnung 2014 ihre Wirkung zeigten, auf einem Höchststand von
 96 Prozent. Der Schwarzmarkt war mit gerade einmal 4 Prozent zu diesem Zeitpunkt nicht vorhanden. „Anschließend bewirkten die Regelungsverschärfungen 2012 und 2014 jedoch eine Trendumkehr.
 Die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen machten das legale regulierte Angebot an Geldspielgeräten aus
 Verbrauchersicht unattraktiver, verhinderten die weitere natürliche Ausdehnung des legalen Marktes zur
 Deckung der bestehenden Verbrauchernachfrage und schufen hingegen Raum für ein Wachstum des illegalen 
und unregulierten Marktes“, heißt es in der Studie.

Dies habe zum Absinken der Kanalisierungsquote des legalen Spielangebots im Jahr 2022 auf lediglich noch 54 bis 70 Prozent geführt. Und die Forscher befürchten, dass damit noch nicht der Boden erreicht ist. Grund: Bis heute gelten noch Übergangsregelungen
 bezüglich der Mehrfachkonzessionen und Mindestabstandsregeln für Bestandsspielhallen. Sollten diese auslaufen, hätte das noch einmal ein weiteres Absinken der Kanalisierungsquote zur Folge. „Die negativen
 Auswirkungen dieser noch nicht vollständig umgesetzten Restriktionen sind in der berechneten, bereits sehr
 niedrigen Kanalisierungsquote von 2022 demnach noch gar nicht berücksichtigt.“

Kanalisierung muss Ziel von Regulierung sein

Das Fazit der Studie: „Maßnahmen des Spieler- und Jugendschutzes finden sachlogisch nur im legalen Bereich Anwendung und
 existieren im illegalen Bereich schlicht nicht. Regulierungsmaßnahmen können stets nur das legale Angebot
 normieren, nicht aber das illegale. Demzufolge muss eine erfolgreiche Kanalisierung der Verbrauchernachfrage
 zum legalen Angebot als übergeordnetes Ziel von Regulierungsmaßnahmen angesehen werden. Diese ist erst
 die Voraussetzung dafür, dass andere Ziele, wie beispielsweise der Spieler- und Jugendschutz, überhaupt nur
 erreicht werden können. Fallen die Regulierungsmaßnahmen zu restriktiv aus, kommt es, wie dargestellt, zu 
einer Verlagerung des Spiels von legalen in illegale Bahnen.“ Die Studie „Entwicklung der Kanalisierungsquote des gewerblichen Automatenspiels in Deutschland“ steht auf der VDAI-Homepage in einer Kurzfassung und einer Langfassung zur Verfügung.

Bild: © Susanne Schmidt-Dominé