Wettbüros sind darauf ausgerichtet, dass die Gäste nach der Wettannahme im Wettlokal verbleiben. So ist ein Wettbüro meist mit Sitzplätzen und Übertragungsmöglichkeiten für Sportereignisse usw. ausgestattet. Foto: games & business

Wettbüro: Status quo in Deutschland

Bei einem Wettbüro handelt es sich um ein stationäres Geschäft, das Sportwetten von Kunden entgegennimmt und diese dann mit dem Wettveranstalter abwickelt. Das Wettbüro hat demnach im Wesentlichen eine Vermittlungsrolle zwischen Wettkunde und Wettveranstalter. Aus diesem Grund werden Wettbürobetreiber auch Wettvermittler genannt. Diese Geschäftsstruktur ist auf die Franchise-Organisation der Sportwetten-Branche zurückzuführen. Große Wettveranstalter wie Tipico, Cashpoint, Tipster oder Tipwin, die zumeist ihren Sitz auf Malta haben, arbeiten mit regionalen Partnern in den deutschen Bundesländern zusammen, um ihre Wetten an den Mann oder an die Frau zu bringen.

Wettschein und Quoten

In einem Wettbüro kann ein Spieler auf den Ausgang verschiedener Sportereignisse wetten und einen Geldbetrag setzen. Im Gegenzug erhält er einen Wettschein, ähnlich wie eine Quittung beim Lottospielen. Für jedes Sportereignis bestimmt der Wettveranstalter individuelle Quoten. Die Quoten regeln, nach welchem Schlüssel die Gewinne an die Spieler ausgezahlt werden. Dieser Gewinnschlüssel wird in den Wettbüros angezeigt, oft auf digitalen Displays.

Unterschied Wettbüro/Wettannahmestelle

Ein Wettbüro wird in der Regel den sogenannten Vergnügungsstätten zugeordnet. Von den Wettbüros abzugrenzen sind die sogenannten Wettannahmestellen, die als Ladengeschäfte nur zur Wettannahme dienen – und dazu, Gewinne auszuzahlen. Wettbüros sind hingegen darauf ausgerichtet, dass die Gäste nach der Wettannahme im Wettlokal verbleiben. So ist ein Wettbüro meist mit Sitzplätzen und Übertragungsmöglichkeiten für Sportereignisse usw. ausgestattet. Wettbüros bieten ähnlich wie Diskotheken und Spielhallen eine kommerzielle Freizeitunterhaltung an. Die Abgrenzung zwischen bloßer Wettannahmestelle und Wettbüro kann im Einzelfall rechtlich schwierig sein.

Die Wettbürosteuer

Da Wettbüros Vergnügungsstätten sind, hatten manche Gemeinden beschlossen, eine sogenannte Wettbürosteuer einzuführen. Bei der Wettbürosteuer handelt es sich um eine besondere Form der Vergnügungsteuer. Besteuert wird das Vermitteln oder Veranstalten von Pferdewetten und Sportwetten in Einrichtungen, die neben der Annahme von Wettscheinen auch das Mitverfolgen der Wettergebnisse ermöglichen (Wettbüros). Der kommunalen Wettsteuer wurde im Jahr 2022 vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die Rechtmäßigkeit abgesprochen: Das Gericht kam zu dem Schluss, dass die Wettbürosteuer wegen Gleichartigkeit zu bundesrechtlich geregelten Steuern im Rennwett- und Lotteriegesetz unzulässig ist.

Große Wettveranstalter wie Tipico, Cashpoint, Tipster oder Tipwin, die zumeist ihren Sitz auf Malta haben, arbeiten mit regionalen Partnern in den deutschen Bundesländern zusammen, um ihre Wetten an den Mann oder an die Frau zu bringen. Fotos: © Achim Wagner – stock.adobe.com

Jedes Wettbüro braucht Wettlizenz

Lange Zeit konnte kein Wettbüro eine offizielle Sportwettenlizenz erhalten. Grund waren gerichtliche Blockaden. Bereits 2012 startete unter dem damaligen Glücksspielstaatsvertrag ein Konzessionsverfahren für Wettvermittler. Das Verfahren scheiterte daran, dass Gerichte die quantitative Deckelung der Konzessionsinhaber, wie sie im alten Staatsvertrag verankert war, als unzulässig ansahen. Mit der Folge, dass keine Erlaubnisse an Wettveranstalter und daher auch nicht an Wettvermittler ausgegeben werden konnten. Das Gesetz musste zuerst geändert werden: Die Deckelung von Sportwettenlizenzen für Veranstalter verschwand schließlich aus dem Glücksspielstaatsvertrag. Erst im Oktober 2020 konnten die ersten Wettlizenzen an Wettveranstalter ausgegeben werden.

Kompetenz der Länder

Nachdem die Wettveranstalter endlich eine Wettlizenz erhalten haben, müssen seit Oktober 2020 auch Wettvermittler eine lokale Wettlizenz beantragen. Für die Wettveranstalter ist bis Ende des Jahres 2022 noch das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig. Ab 1. Januar übernimmt die neu geschaffene Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) die Aufgabe, Sportwettenlizenzen an die Veranstalter auszugeben. Die Frage, welche Behörde für die Wettvermittler zuständig ist, regeln die einzelnen Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen sind das die Bezirksregierungen und in Rheinland-Pfalz die ADD. Fest steht: Jedes Wettbüro braucht eine Sportwettenlizenz.

Abstandsregelungen für Wettbüros

Sowohl Wettveranstalter als auch Wettvermittler müssen sich zum Erhalt einer Wettlizenz einer Zuverlässigkeitsprüfung unterziehen. Die der Veranstalter erfolgt nach dem Staatsvertrag. Bei den Wettvermittlern regeln das die Landesausführungsgesetze. In ihnen geht es um standortbezogene Anforderungen, nicht um Anforderungen an das Sportwettangebot. Besonders kritisch sind dabei die Abstandsregelungen zwischen Wettbüros in einzelnen Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen etwa sieht das Landesglücksspielgesetz 350 Meter Mindestabstand zwischen einem Wettbüro und Kinder- und Jugendeinrichtungen vor.

Situation in Berlin

Die Berliner Wettbüros sind von den gesetzlichen Regelungen besonders betroffen. Hintergrund ist, dass das Berliner Ausführungsgesetz nicht nur Abstände zu Jugendeinrichtungen und zu anderen Wettbüros vorsieht, sondern auch zu Spielhallen, Spielbanken und zu Buchmachergeschäften sowie zu Kinder- und Jugendeinrichtungen. Experten gehen davon aus, dass von ca. 200 Wettbüros in Berlin, sich ca. 180 in einem Abstandskonflikt befinden. Der stationäre Wettbüro-Markt in Berlin ist existenziell bedroht.

Für jedes Sportereignis bestimmt der Wettveranstalter individuelle Quoten. Die Quoten regeln, nach welchem Schlüssel die Gewinne an die Spieler ausgezahlt werden. Foto: © pawle – stock.adobe.com

GGL nicht zuständig

Ab 1. Januar 2023 reguliert die neue Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) das länderübergreifende Glücksspiel und die Werbung dafür. Wettbüros fallen ebenso wie Spielhallen nicht in den Regelungsbereich der GGL. Für Wettbüros und Spielhallen sind weiterhin die Bundesländer verantwortlich. Ein Wettbüro muss sich aus diesem Grund auch nicht an das neue behördliche Auswertungssystem LUGAS anschließen, das der neue Glücksspielstaatsvertrag vorsieht. An LUGAS müssen sich vor allem Veranstalter von Sportwetten und Anbieter von Videoslots anschließen. Das Auswertungssystem LUGAS besteht aus einer Aktivitätsdatei, die paralleles Spiel im Internet verhindert soll, einer Limitdatei, die Spieler vor hohen Verlusten schützen soll, und dem Safe-Server, der der Behörde ermöglicht, die Aktivitäten der legalen Anbieter zu kontrollieren.

OASIS ist Pflicht

Wie Spielhallen, Spielbanken, Anbieter von Videoslots und Veranstalter von Sportwetten müssen sich auch Wettbüros an das spielformübergreifende Sperrsystem OASIS anschließen. Die bundesweite Sperrdatei OASIS ist ebenfalls eine Neuerung des Glücksspielstaatsvertrags 2021. Ein ähnliches System gab es in der Vergangenheit nur für hessische Spielhallen. Die behördliche Aufsicht über OASIS hat das Regierungspräsidium Darmstadt. Der Deutsche Sportwettenverband begrüßt OASIS als ein wirksames Mittel für den Spielerschutz.

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