Manfred Schlösser
16.10.2023
Wer handelt, der …
Am Tag der Deutschen Einheit stand ich mit Freunden und Bekannten im Mainzer Volkspark. Alle waren guter Laune, alle waren bestens drauf, alle genossen das tolle Wetter. Und mit guter Laune zappte ich mich abends dann auch in einen der öffentlich-rechtlichen Sender und musste mit Erstaunen feststellen, dass unsere Stimmung wohl nicht von allen geteilt wird. Der Wetterfrosch des Senders malte mit tragender Stimme ein düsteres Bild auf den Schirm. Überall sei es in den vergangenen Tagen und am Tag der Einheit viel zu warm gewesen. Der Klimawandel kam in „böser“ Statistik daher: 1962 war es demnach an verschiedenen Orten der Republik 1,4 bis 1,8 Grad weniger warm, weil sicher auch weniger sonnig. Schon wieder schlich sich der Katastrophismus ganz leise in die Stimmung. Noch ein paar trübe Wirtschaftsmeldungen, Migrantenprobleme, Inflation und Klima-Zoll für Unternehmen – mehr als verständlich, dass manch einer der Allgegenwart von Gefahr für sich und sein Unternehmen, der düsteren Stimmung erliegt. In vielen Freundeskreisen, an Stammtischen, in Verbänden und Vereinen wird heute mehr geschimpft als gelacht.
Auch in der Automatenwirtschaft fällt das Lachen nicht mehr so leicht wie vor zehn, besser noch vor 20 Jahren. Zur allgemein miesen Stimmung gesellen sich die wirtschaftlichen Probleme der Betriebe, aber auch der ganzen Branche. Dass man von Teilen der Politik an den Sucht-Pranger gestellt wird, damit kann man inzwischen fast leben. Dass die Diskussion um das Automatenspiel aber einen ganzen Schwanz von Beeinträchtigungen und Kosten hinter sich herzieht, damit kann man weniger gut leben: Personalkosten, Oasis, Schulungen, Geldmanagement, Digitalisierung, Vergnügungssteuern und on top die massive Konkurrenz des illegalen Spiels – all das und die Tatsache, dass Inflation, Energie- und Spritkosten den Spielgästen tief in die Tasche greifen, trüben die Stimmung von Unternehmerinnen und Unternehmern. Hinzu kommt, dass sich „Menschen-Schützer“ vom Bund über die Länder bis hinunter zu Klicker-Kommunen berufen fühlen, das Spiel zu regulieren. Selbst Regulierer haben inzwischen den Überblick verloren.
Da kann ich nur darauf hoffen, dass ein Unternehmer auch jetzt recht behält, der mir als jungem Branchen-Greenhorn vor langer Zeit einmal sagte: „Diese Branche hat sieben Leben, wie die Katzen.“ Tatsächlich hat sich dies in über 40 Jahren bewahrheitet. Schon viele Krisen wurden überstanden und meist ist die Branche gestärkt daraus hervorgegangen. Obwohl das Tal diesmal besonders tief scheint, es gibt auch positive Signale: In nicht wenigen Städten und Kommunen hat man verstanden, dass Vergnügungssteuern nur fließen können, wenn das illegale Spiel stärker bekämpft wird. Da bleibt noch viel zu tun, aber gute Ansätze sind da.
Nicht wenige Unternehmen sind auch dabei, ihre Aktivitäten wieder mehr zu diversifizieren. Auf der jüngsten Unterhaltungsmesse in Wien (IAAPA – International Association of Amusement Parks and Attractions) waren auffällig viele Unternehmerinnen und Unternehmer aus Deutschland anzutreffen. Es scheint Bewegung im Markt zu sein. Auch die „young professionals“ des BA denken verstärkt über neue Geschäftsbereiche und -modelle nach. Sie wollen das Kerngeschäft nicht nur absichern, sie wollen es bereichern. Sicher auch ein guter Schritt, um der Branche mehr Zustimmung in Politik und Gesellschaft zu verschaffen.
Lassen wir uns also nicht von Katastrophismus und politischen Geisterfahrern den Mut für die Zukunft nehmen. „Wer handelt, der wird nicht behandelt“ – das Motto für jeden Tag.
Manfred Schlösser
Verleger games & business
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