Tipster verliert Lizenz

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hat dem Sportwettenanbieter Tipster Limited die erteilte Erlaubnis zur Veranstaltung von Sportwetten im Internet und im stationären Betrieb widerrufen. Darüber informiert die Behörde in einer Pressemitteilung. Im Rahmen der aufsichtlichen Prüfung sei festgestellt worden, dass die Erlaubnisvoraussetzungen für den legalen Betrieb durch den Anbieter nicht mehr erfüllt sind. Tipster ist damit nicht mehr in der amtlichen Whitelist erlaubter Veranstalter öffentlicher Glücksspiele ausgewiesen.

Die GGL informiere die Öffentlichkeit über diese Tatsache, um Verbraucher zu schützen und den Spielerschutz sicherzustellen. Dieser sei bei Tipster nicht mehr gewährleistet. Die GGL setze mit diesem Vorgehen die Ziele des GlüStV 2021 konsequent um. Ronald Benter, Vorstand der GGL: „Wir gehen konsequent gegen Erlaubnisinhaber vor, wenn diese gegen elementare Regeln des Glücksspielstaatsvertrages verstoßen.“ Vorstandskollege Benjamin Schwanke ergänzt: „Auch vor den großen Playern des Marktes schrecken wir dabei nicht zurück.“

„700 Millionen vorbeigeschleust“

Bei dem Sportwettenanbieter Tipster war es im April zu einer Großrazzia der Polizei gekommen. Der Tatvorwurf lautet laut diversen Medien Steuerhinterziehung. Daraufhin meldeten sowohl ein Dienstleistungsunternehmen der Tipster-Gruppe als auch die Erlaubnisinhaberin Tipster Limited Insolvenz an. Mittlerweile kommen mehr Einzelheiten über das mutmaßlich illegale Vorgehen des Unternehmens ans Tageslicht: Wie ntv mit Verweis auf einen Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ berichtet, soll Tipster zwischen 2014 und 2020 etwa 700 Millionen Euro an Wetteinsätzen am Fiskus vorbeigeschleust haben. Ermittler schätzten die Schadenssumme für den Steuerzahler auf mehr als 35 Millionen Euro.

Zwei Server

Laut Bericht der „Süddeutschen“ hat das System mutmaßlich so funktioniert: Der Sportwettenanbieter habe spätestens von 2014 an in einem Teil der Wettbüros seiner Franchise-Nehmer zwei Server und damit auch zwei Buchhaltungen aufgesetzt, die parallel liefen. Was die Kunden nicht gesehen hätten: Je nachdem, an welchem Automaten sie ihre Wette platzierten, habe das Geld unterschiedliche Wege genommen. Sei eine Wette über den A-Server gelaufen, tauchten demnach die Wetteinsätze ganz normal in der Buchhaltung von Tipster auf. Sei die Wette hingegen über den sogenannten B-Server gelaufen, wurde der Einsatz laut Fahnder vor dem deutschen Fiskus versteckt, um die Wettsteuer zu sparen. Nach SZ-Informationen meldete sich im Jahr 2020 ein Tipster-Mitarbeiter bei den Behörden und ließ das System auffliegen.