Mehr Realitätsnähe von Politik gefordert

„Mehr Realitätsnähe“ von der Politik hat der Vorsitzende des Automaten-Verbands Saar (AVS), Rudolf Buchheit (Foto), in einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung gefordert. Hintergrund: Die SPD-geführte Landesregierung im Saarland kündigt die „bundesweit strikteste Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrags“ an. Aus der SPD-Fraktion hört man Stimmen, die behaupten, an der Saar würden Spielhallen „wie Pilze aus dem Boden schießen“. Dabei hat sich die Zahl der Spielhallenkonzessionen zwischen 2012 und 2022 von 267 auf 121 mehr als halbiert.

In der Saarbrücker Zeitung fordert Buchheit von der saarländischen Landesregierung ein Umdenken. Statt die Anbieter legalen Spiels immer stärker zu gängeln, solle das illegale Spiel deutlich entschiedener bekämpft werden. Das, was zum Thema Spielhallen jüngst von der Saar-SPD zu hören war, „kann man so nicht stehen lassen“, zitiert die Saarbrücker Zeitung den AVS-Vorsitzenden.

Auflagen längst erfüllt

Viele Auflagen, von denen die SPD spreche, habe die Automatenbranche längst umgesetzt – bereits mit Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags 2021. Dazu gehört unter anderem das bundesweite und spielübergreifende Spielersperrsystem OASIS. Ein solches Sperrsystem habe die Automatenbranche seit Jahren selbst gefordert, betont Buchheit in der Saarbrücker Zeitung. Außerdem weist er darauf hin, dass in legalen Spielhallen bei den Geldspielgeräten die Gewinnaussichten reduziert und der Spielfluss verlangsamt seien. Und die Branche fordere sogar noch mehr – etwa „einen qualifizierten Berufszugang mit Prüfung“. Mit solchen Maßnahmen ließe sich das illegale Spielangebot effizienter bekämpfen. Stattdessen arbeite sich die Landesregierung an den legalen – oft familiengeführten – Aufstellunternehmen ab. „Als legaler Anbieter kommst du dir manchmal vor wie ein Schwerverbrecher, als würden wir jeden Tag Banken überfallen“, moniert Buchheit in der Saarbrücker Zeitung.

Der AVS-Vorsitzende hält es für gefährlich, das legale Spielangebot mit seinen streng geregelten Alters- und Zutrittskontrollen immer weiter zurückzudrängen. Auch das von der SPD geplante Komplettverbot von Speisen und Getränken in Spielhallen befeuere nur die weitere Ausbreitung des illegalen Spiels, warnt Buchheit. „Das ist ein kritischer Punkt, weil es die Attraktivität der legalen Anbieter weiter reduziert. Es geht nicht um ein kalt-warmes Büffet. Und es herrscht striktes Alkoholverbot. Bei uns gibt es Kaffee und Tee, ein paar Softdrinks, Plätzchen oder Gummibärchen – kostenfrei, so ist es derzeit vorgeschrieben. Wenn Sie Speisen und Getränke verbieten, werden die Leute weiter in illegale Etablissements gedrängt. Dort kriegen sie alles. Und dort gibt es weder Zugangskontrollen noch eine Begrenzung von Einsatz und Gewinn, keine Spielpausen, kein geschultes Personal. Dort wird der Spieler- und Jugendschutz mit Füßen getreten!“, sagt er gegenüber der Saarbrücker Zeitung.

Legale Spielhallen werden gebraucht

Auch das in dem Interview angesprochene Image der Branche, das „nicht das allerbeste“ sei, lässt Buchheit nicht auf sich sitzen. „Wir sind Familienväter und -mütter und ganz normale Menschen. Ich habe eine Spielhallenerlaubnis und bin ein ganz normaler Geschäftstreibender“, stellt er klar. „Unsere Existenz ist nicht nur erlaubt, sondern im Glücksspielstaatsvertrag sogar gefordert. Unser Auftrag, der sogenannte Kanalisierungsauftrag, ist es, den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken sowie der Entwicklung und Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkte entgegenzuwirken. Im Gegensatz zu uns, den legalen Anbietern, gibt es in der Illegalität keinerlei Kontrollmechanismen. Auch hier geht es um Realitätsnähe. Die große Mehrheit unserer Gäste spielt kontrolliert und hat Freude daran.“

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