Markt-Update auf ICE: GGL markiert „neue Ära”

Die Branchenmesse ICE 2023 in London nutzten der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) und der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) zu einem Update über die regulatorische Lage in Deutschland.

Unter der Moderation von RA Dr. Jörg Hofmann (Melchers Rechtsanwälte) informierten Dr. Dirk Quermann, Präsident des DOCV, und Mathias Dahms, Präsident des DSWV, auf der ICE über den Stand der Dinge in Deutschland. Dies geschah vor vollem Haus, was als Hinweis darauf gewertet wurde, wie interessant der deutsche Markt trotz aller Hürden ist. Der Eintritt in den Markt sei schwer, waren sich alle Redner einig. Das ändere aber nichts an dessen Attraktivität. Gleichzeitig sei man in einem Stadium der Regulierung, das Fortschritte verspreche. Die neue Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) nannte Moderator Hofmann „eine große Chance“, um über gute Gespräche und ein wachsendes gegenseitiges Verständnis „die Dinge zum Guten zu entwickeln“. Mit Nadja Wierzejewski, Referatsleiterin Bekämpfung unerlaubtes Glücksspiel, und Volker Tittel, Referatsleiter für erlaubte Spiele/virtuelle Automaten, waren zwei Regulatoren von der GGL bei der Veranstaltung in London und standen auch Rede und Antwort. Hofmann nannte das „ein Privileg”. Das wäre vor zwei Jahren noch nicht möglich gewesen und sei ein Zeichen für die neue Gesprächsbereitschaft.

Nadelöhr Spielzulassung

Dennoch birgt der Markt nach wie vor Haken und Ösen. Quermann vom Online-Verband lenkte den Blick vor allem auf den Status der Genehmigung von Spielen: „Viele Anbieter haben eine Lizenz, aber oft ohne Spiele im Moment. Das ist absurd.“ Das Nadelöhr besteht einerseits darin, dass jedes einzelne Spiel genehmigt werden muss. Und andererseits, dass viele der eingereichten Spiele nach Ansicht der GGL nicht den Vorschriften entsprechen. „Da gibt es ganz viele Dinge, die abgestellt werden müssen“ – sonst sei der Aufwand nicht beherrschbar, so Volker Tittel. Der Stau sei – ganz vorsichtig prognostiziert und die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten vorausgesetzt – bis zum Herbst auflösbar. Besser sei schneller.

Illegale Angebote stark

Das Problem des illegalen Marktes hob Mathias Dahms aus der Sicht der Sportwette hervor. Wer über das gesetzliche Einsatzlimit spielen oder eine Sperre umgehen wolle, der lande im illegalen Markt. „Wir sehen das ganz deutlich. Der legale Markt geht runter, der illegale geht hoch.” Um diese Mechanismen zu brechen, brauche man Lösungen – und einen effektiven Vollzug gegen die Illegalen. Hier hat es einen Rückschlag in der Hinsicht gegeben, dass das IP-Blocking illegaler Anbieter vom OVG Rheinland-Pfalz verboten worden ist – allerdings per Eilantrag. Man müsse jetzt das Hauptsacheverfahren abwarten, meinte Nadja Wierzejewski von der GGL. Und je nachdem gebe es noch den Plan B. „Die Anpassung des Glücksspielstaatsvertrags in diesem Punkt.”

Unverständnis gibt es nach wie vor für das komplexe System von Kontrollmechanismen des Spielerverhaltens mit unterschiedlichen Zeit-Sanktionen. Hier habe man Vorstellungen aus dem terrestrischen Spiel auf das Online-Spiel übertragen, die in „diese Welt einfach nicht passen”, so Quermann. Dahms vermisst bei der Zulassung von Wettformen das Verständnis für die dynamische Marktentwicklung. „Reduzierte Angebote sind eine Werbeveranstaltung für den illegalen Markt.”

Insgesamt befinde man sich mit der neuen Regulierung noch ganz am Anfang, meinten Quermann und Dahms unisono. Man werde besser und mit dem Start der GGL trete man auch in eine neue Ära ein, die von den Branchenvertretern vor allem auch in der gegenseitigen Kommunikation als ein „riesiger Fortschritt” gesehen wird.

Foto (v. l.): Dr. Dirk Quermann, RA Dr. Jörg Hofmann und Mathias Dahms auf der ICE in London.