Glücksspiel-Survey: Bremer FDP stellt Unabhängigkeit in Frage

Die FDP-Fraktion der Bremer Bürgerschaft greift mit ihrer Kleinen Anfrage „Evaluierung Glücksspielstaatsvertrag“ die Diskussion über die aktuelle Glücksspielforschung in Deutschland auf. Der Senat ging bereits in einer vorherigen Stellungnahme (Drucksache 21/290 zu Drucksache 21/226) ausführlich auf den Stand der „anbieterunabhängigen Suchtforschung“ und deren Akteure ein. Darauf bezieht sich die FDP in ihrer neuen Anfrage. Besonders im Fokus steht der kürzlich veröffentlichte „Glücksspiel-Survey 2023“ und der „Glücksspielatlas Deutschland 2023″.

Diskussion um Unabhängigkeit der Forscher und Methodik des Glücksspiel-Surveys

Diese aktuelle Erhebung zur Prävalenz von Glücksspiel und Glücksspielsucht wurde wie die Vorgängerstudie „Glücksspiel-Survey 2021“ gemeinschaftlich von der Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen und dem Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) Hamburg durchgeführt. An der Methodik und insbesondere an der Transparenz der Daten wurde umfassend Kritik geäußert, wie games & business berichtete.

Dr. Tobias Hayer, Leiter der Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen und Autor des „Glücksspielatlas 2023“, steht im Mittelpunkt der Diskussion. Der „Glücksspielatlas 2023“ beziffert das Ausmaß glücksspielbezogener Probleme in Deutschland. 1,3 Millionen Menschen hätten demnach eine glücksspielbezogene Störung und weitere 3,25 Millionen Personen ein riskantes Glücksspielverhalten. Zusätzlich wurde im November 2023 die Deutsche Suchthilfestatistik (DSHS) veröffentlicht, die für den Zeitraum 2017–2022 im ambulanten Bereich einen Rückgang der Zahl der Klienten mit Glücksspielproblematik um 41 Prozent feststellt; im stationären Bereich ist der Rückgang laut DSHS noch stärker.

Bremer FDP formuliert kritische Fragen an den Senat

In der Drucksache 21/290 bezeichnete der Senat Hayer wiederholt als „anbieterunabhängig“ und betonte, dass seine Mitgliedschaft im Fachbeirat eine „finanzielle Unterstützung“ durch Glücksspielanbieter verbiete. Diese Aussage stehe im Widerspruch zu früheren Fördermitteln des Rechtsausschusses des Deutschen Lotto- und Totoblocks, die Dr. Hayer erhalten hatte. Hierbei liege ein möglicher Interessenkonflikt vor. Auch die Autoren der Glücksspiel-Surveys 2021 und 2023, Prof. Dr. Gerhard Meyer und Dr. Jens Kalke, werden vom Senat als „unabhängige Wissenschaftler“ bezeichnet. Obwohl die Studien durch den Deutschen Lotto- und Totoblock finanziell gefördert wurden.

Die FDP-Fraktion fordert eine transparente Untersuchung der Glücksspielforschung. Und stellt die Methodik sowie die Unabhängigkeit der aktuellen Studien infrage. Sie stellt daher weitere Fragen an den Bremer Senat. Hier geht es zur gesamten Anfrage der FDP.