Manfred Schlösser
16.03.2023
Gefährliche Mixtur
Viel wurde darüber diskutiert, ob Kinder oder Jugendliche im Unterricht trinken dürfen, oder ob dafür ausreichend Zeit in den Pausen sei. Inzwischen ist man sich in den meisten Schulen einig: Da der Körper kein Wasser speichern kann, sollte man regelmäßig Flüssigkeit aufnehmen können und müssen – also dürfen Kinder und Jugendliche während des Unterrichts an die Pulle. Denn das sollte man sich alle 15 bis 20 Minuten antun, da der Körper jedes Mal nur 200 Milliliter Flüssigkeit aufnehmen kann – sonst lässt die Leistung enorm nach.
Vielleicht sind wir deshalb alle keine Genies geworden, denn wir haben meist erst getrunken, wenn wir Durst hatten. Aber genau das ist ja wohl falsch: Man soll eben trinken, bevor man Durst hat. Und damit das auch überall verstanden und danach gehandelt wird, gibt es inzwischen zahlreiche Initiativen dies zu fördern. Die bekanntesten heißen: „Trinken im Unterricht“ oder „Wasserchampions“. Dass sie durchaus Erfolg hatten und haben, sieht man heute selbst in Firmen-Meetings, in denen eifrig an Wasserflaschen genuckelt wird. Viele junge Leute gehen, auch in Mitteleuropa, kaum noch ohne ihr Fläschchen Wasser aus dem Haus.
Ob man dies nun belächelt oder nicht, einer handelt da völlig gegen den Zeitgeist: Ulrich Mäurer, der Senator für Inneres in Bremen. Er verbietet strikt, dass Spielgäste in Spielstätten trinken, auch wenn es nur Wasser ist. Weder darf der Betreiber Getränke ausschenken, noch darf der Spielgast sich einen Schluck vom eigens Mitgebrachten genehmigen. Dies darf er höchstens in der Zwangspause tun, die ihm die Spielverordnung nach jeder Stunde auferlegt. In diesen fünf Minuten muss er dann die Spielstätte verlassen und draußen einen kräftigen Schluck aus der Wasserpulle nehmen, der dann wieder für 60 Minuten reichen muss – kaum zu glauben, aber wahr.
Ulrich Mäurer ist es völlig egal, ob und wie er damit erwachsene Menschen drangsaliert. Hauptsache, er hat seine Schlagzeilen und kann ideologischen Erziehungsträumen folgen. Der 1951 geborene Westerwälder ist in der Eifel groß geworden, hat dort sein Abitur gemacht und dann an den Universitäten in Marburg und Bremen Rechtswissenschaften studiert. Beide Unis waren Sammelbecken von Linken und Linksradikalen. In dieser Zeit der Studentenrevolte hat Mäurer wohl gelernt, mit welchen Aktionen man die Medien bedienen muss, um bundesweit Gehör zu finden. Als Student zog er gegen den NATO-Doppelbeschluss und gegen Kernkraft zu Felde, später als Senator dann gegen die Deutsche Fußball-Liga DFL, gegen Hells Angels und die Sportwettbranche. Jetzt sind es die Spielhallen und deren Gäste, denen er ans Leder will.
Ein weiterer Baustein zur Verbotsgesellschaft, die uns Bürger entmündigt, als habe es die französische Revolution nie gegeben. Verbote allerdings nur, wenn der Staat am kritisierten Verhalten nicht ausreichend mitverdient: In der „staatlichen“ Spielbank Bremen darf nach Belieben geschlemmt und getrunken werden – auch Alkohol. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Ganz im Gegenteil. Aber für alle und alles sollte gleiches Recht gelten. Ein Grundsatz, den der Jurist Mäurer kennen sollte.
Bremen ist ein weiterer Beweis dafür, dass es von großem Übel war, das Recht der Spielhallen den Ländern zuzuschlagen. Seither ist dieses Recht zu einem Flickenteppich verkommen, der einen am Föderalismus mehr als nur zweifeln lässt – besonders gefährlich ist die Mixtur für die Branche tendenziell, wenn Grüne, SPD und Linke in Ländern gemeinsam regieren. Und dass es auch ein paar schwarze Schafe unter den Schwarzen gibt, macht den Befund nicht besser.
Manfred Schlösser
Verleger games & business
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