Gaming in Germany: Fortschritte, aber auch Nachholbedarf

„Wir sind immer noch am Anfang einer Ära“, sagte RA Dr. Jörg Hofmann (Melchers Rechtsanwälte) auf der Gaming in Germany-Konferenz am 16. Oktober im Berliner Adlon-Hotel. Der Glücksspielrechtsexperte kennt sich auf internationaler Ebene aus und weiß, dass frisch regulierte Online-Glücksspielmärkte Zeit brauchen, bis alle Rädchen ineinandergreifen. Information und Austausch sind vor diesem Hintergrund wichtige Ressourcen – und der Anspruch der Gaming in Germany-Konferenz, die nunmehr bereits zum vierten Mal stattgefunden hat. „Unser Ziel ist es, alle Stakeholder des deutschen Online-Glücksspielmarktes zusammenzubringen und den aktuellen Status des Marktes zu diskutieren“, fasste Gaming in Germany-Gründer Willem van Oort die Stoßrichtung zusammen.

Anschluss an Safe-Server-System

Dass der regulierte deutsche Online-Markt noch relativ jung ist, bedeutet jedoch nicht, dass es in den letzten beiden Jahren keine Fortschritte gegeben hat. Im Gegenteil: „2022 war das Lizenz-Thema virulent. Das ist jetzt weitgehend durch. 2023 lauten die großen Themen LUGAS und Safe-Server“, konstatierte Hofmann. Bestätigt wurde diese Einschätzung vom Vorstand der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL), Benjamin Schwanke. Schwanke führte aus, dass mittlerweile 40 Veranstalter von virtuellen Automatenspielen und 31 Sportwettenanbieter lizenziert sind. Besonders „stolz“ sei man bei der GGL auf die Weiterentwicklung der Zentraldateien. „Bis Jahresende werden fast alle Anbieter an das Safe-Server-System angeschlossen sein“, prognostizierte der GGL-Vorstand, dem eine „gute Kooperation“ mit den Unternehmen wichtig ist. Nach wie vor eine große Baustelle bleibt nach Aussagen von Schwanke das „viel diskutierte Feld der Einzelspielgenehmigungen“. Hintergrund ist hier, dass die GGL verpflichtet ist, jedes virtuelle Automatenspiel vor dem Livegang einzeln auf Regelkonformität zu prüfen. „Ein Großteil der Anträge ist nicht erlaubnisfähig“, monierte Schwanke. Und fügte hinzu: „Wie werden jetzt auch nicht mehr davor zurückschrecken, nicht-erlaubnisfähige Anträge abzulehnen.“

Zahlreiche Probleme

Dass der deutsche Online-Markt aus Sicht der Praktiker trotz aller Fortschritte noch mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hat, wurde in den Redebeiträgen von Pontus Lindwall, CEO Betsson, Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV), und Dr. Dirk Quermann, Präsident des Deutschen Online Casinoverbandes (DOCV), deutlich. „Der deutsche Markt hat viel zu viele Restriktionen, die bei den Spielern nicht gut ankommen“, hielt Lindwall fest. Vor diesem Hintergrund sei es kein Wunder, dass die Kanalisierung ungenügend sei und die Spieler in den Schwarzmarkt abwanderten. Um die Kanalisierung zu verbessern, präsentierte Lindwall eine „persönliche Wunschliste“ der Regeln, die seiner Ansicht nach geändert werden müssen. Dazu zählen unter anderem die Einsatzsteuer für virtuelle Automatenspiele und das starre monatliche Einzahlungslimit in Höhe von 1.000 Euro.

Ernüchternde Zahlen

Mathias Dahms präsentierte ernüchternde Zahlen vom legalen deutschen Sportwettenmarkt. In den letzten Jahren habe man einen Umsatzrückgang verkraften müssen und auch die Sponsoring-Volumina seien gesunken. Als Gründe für die „negativen Entwicklungen“ nannte Dahms unter anderem das legale Wettprogramm, das „deutlich unattraktiver“ sei als die Standards, die Spieler international gewohnt sind. „Wenn das legale Spiel so unattraktiv bleibt, werden wir immer einen großen Schwarzmarkt haben“, lautete Dahms Schlussfolgerung. Ähnlich unerfreuliche Zahlen wusste auf Quermann für den Bereich der virtuellen Automatenspiele zu berichten: „Trotz einer Steigerung der lizenzierten Anbieter haben sich die Steuereinnahmen innerhalb von zwei Jahren halbiert.“ Quermann interpretierte dies als „alarmierendes Zeichen“, da sich damit eine Abwanderung der Spieler in den Schwarzmarkt nachvollziehen lasse.

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