Manfred Schlösser
17.07.2023
Freude und Ärger
Der Sonntags-Stammtisch im Bayerischen Rundfunk ist seit vielen Jahren eine erfreuliche Talkrunde am Vormittag. Wer die Sendung kennt, dem ist auch die Frage des Moderators Hans Werner Kilz nicht fremd, die er gegen Ende jeder Sendung in die Runde wirft. Die Frage nach der Freude und dem Ärger der vergangenen Woche. Heute stelle ich mir diese Frage im „Nachschlag“ des Magazins. Fangen wir mit dem Ärger an. Massiv geärgert hat mich – und ärgert mich schon seit geraumer Zeit –, dass Bremen in Sachen Automatenspiel und Sportwette bald ein neuer „Failed State“ sein wird, ähnlich wie die Hauptstadt Berlin. Beides Ergebnisse Rot-Rot-Grüner Regierungen. Beide im Fokus illegaler Betreiber von Zockerbuden.
Detlev Graß, der Vorsitzende des Nordwestdeutschen Automaten-Verbandes, ist seit Monaten nahezu rund um die Uhr unterwegs, um das Schlimmste abzuwenden. Erreicht hat er eine zeitlich sehr limitierte „aktive Duldung“ durch die Behörde. Und Klagen haben zu „Hängebeschlüssen“ geführt, bis die zahlreichen Eilverfahren entschieden sind. Wenn es aber kommt, wie manche befürchten, dann werden von den 121 Standorten in Bremen an die 100 ihre Tore schließen müssen. „Wir werden nicht reguliert, wir werden vernichtet“, sagt Detlev Graß, und aus dem sonst überaus angenehmen Zeitgenossen wird ein wütender Bremer Bürger. Was ihn so wütend macht, das treibt derzeit viele im Land um: Es wird nicht zugehört und erst recht nicht geglaubt. Und vor der Realität, die da in Sachen Illegalität auf Bremen zukommen wird, schließt man ganz bewusst die Augen. Friedrich Merz, der CDU-Vorsitzende, hat die Methode einmal „überhöhte, moralgewisse Einseitigkeit“ genannt. Das trifft den Nagel auf den Kopf.
Und ganz nebenbei: Die Bremer Haushaltslage ist desolat, seit vielen Jahren hängt man am Tropf von Länderfinanzausgleich und Bundesergänzungszuweisungen. Anstatt, wie es einem Hanseaten gut zu Gesicht stehen würde, sich dafür zu schämen und Besserung einzuleiten, verweist man lediglich darauf, dass es schließlich politische Pflicht sei, bundesweit für gleichwertige Lebensverhältnisse zu sorgen. Arroganz der Macht.Nach dem Tod von über 100 Spielhallen dürfen Bund und Länder jährlich nochmal 10 Millionen Euro mehr nach Bremen überweisen, weil Steuern fehlen – unser aller Geld. Interessiert in Bremen nicht. So wenig wie die Existenzen von Unternehmern und Mitarbeitern – Rot-Rot-Grün.
Nun aber zur Freude: Ulrich Schmidt wurde 80 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. Coronabedingt hat man sich einige Jahre kaum oder gar nicht gesehen. Jetzt stand er Stefan Dreizehnter und mir in einem Interview Rede und Antwort (Seiten 86/87). Schön war’s. Wir erlebten einen Ulrich Schmidt, der noch voller Tatendrang ist, wieder an einem Start-up bastelt und täglich Sport treibt – nur der Freitag ist sportfrei. Durchgetaktet und strukturiert, wie man ihn kennt. Aber auch detailverliebt. Ich erinnere mich noch gut: In Berlin musste man uns mal aus einer Hotelbar kehren, weil er mir über Stunden die Geheimnisse einer klugen Firmenfinanzierung versucht hat näherzubringen. Auch dafür „Danke“. Ulrich Schmidt hat die Automatenwirtschaft als Unternehmer und Verbandsvorsitzender erheblich mitgeprägt – Danke und Glückwunsch.
Ihnen allen wünsche ich viel mehr Freude als Ärger, einen schönen Sommer, erholsame Ferien und hoffentlich bald mal ein Wiedersehen, wo auch immer.
Manfred Schlösser
Verleger games & business
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