Ein Drittel der Automaten sind illegal

Rund ein Drittel der Geldspielgeräte in Deutschland sind illegal, warnt der Dachverband Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir schätzen, dass den bundesweit circa 180.000 legalen Geräten mindestens 50.000 illegale Geräte entgegenstehen, Tendenz stark steigend“, wird Georg Stecker (Foto), DAW-Vorstandssprecher, zitiert. Zum Vergleich: 2014 gab es laut DAW hierzulande noch 269.000 Geräte, schreibt etwa das Hamburger Abendblatt. Der Verband sieht demzufolge die Gründe für den starken Rückgang vor allem in den Gesetzesänderungen auf Bundes- und Landesebene. Durch Mindestabstände von bis zu 500 Metern zwischen Spielhallen untereinander sowie zwischen Spielhallen und Kinder- und Jugendeinrichtungen hätten viele Spielhallen schließen müssen. Zudem laste die verschärfte Spielverordnung von 2018 auf den legalen Spielhallen. Dort müssen sich Spieler seitdem vom Personal freischalten lassen, paralleles Spielen an mehreren Geräten ist verboten. In jeder Spielhalle sind nur noch höchstens zwölf Automaten erlaubt. Die Spieldauer wurde streng begrenzt, genauso wie die Einsätze, Verluste und Gewinne. Pro Gerät und Stunde dürfen höchstens 60 Euro verloren und maximal 400 Euro gewonnen werden.

Illegales Spiel blüht

Aufgrund dieser Verschärfungen und Reglementierungen beim legalen Spiel blüht das illegale Spiel. Dort gibt es keinerlei Beschränkungen. „Mit einem illegalen Gerät kann man in der Regel im Monat durchschnittlich 10.000 Euro erwirtschaften“, zitieren die Blätter der Funke Mediengruppe einen Beamten der Kölner Polizei. Pro Jahr können laut Ermittler der Kölner Polizei mit illegalen Glücksspielautomaten bis zu sechs Milliarden Euro Umsatz gemacht werden – steuerfrei. Ein immenser Verlust für den Fiskus, betonen die Medien. Zum Vergleich: Der Nettoumsatz der Branche betrug laut DAW 2021 insgesamt 4,8 Milliarden Euro. Gezahlt wurden 1,2 Milliarden Euro Steuern und sonstige Abgaben. „Durch den Schwarzmarkt entgehen dem Staat Steuereinnahmen von mindestens einer halben Milliarde Euro“, schätzt Stecker in den Berichten der Funke Mediengruppe. Er kritisiert: „Der Schwarzmarkt fällt nicht vom Himmel. Er wird produziert, indem das legale Angebot stark reduziert wird und durch gesetzliche Vorgaben nicht mehr nachfragegerecht angeboten werden kann.“

Strengere Gesetze nötig

Diejenigen, die illegales Spiel anbieten, sind laut Polizei vor allem in der organisierten Kriminalität zu finden. „Das kommt natürlich auf die Region an, aber das reicht bis in die Clan- und Rocker-Bereiche rein.“ Die Täter dingfest zu machen, ist laut Medienberichten auch deshalb schwer, weil der Gesetzgeber Lücken lässt, durch die die Kriminellen schlüpfen können. So handelt es sich beim illegalen Glücksspiel nicht um einen Verbrechenstatbestand, sondern um einen Vergehenstatbestand. Auf wichtige Instrumente der Aufklärung – etwa Telefonüberwachung – können sie deshalb nicht zurückgreifen. Und das wüssten die Täter. „Sie sprechen am Telefon offen über alles. Weil sie genau wissen, dass wir das nicht verwenden dürfen“, werden Polizeibeamte zitiert.

Trübe Aussichten

Stecker erläutert in den Medien, dass die mittelständisch geprägte Unterhaltungsautomatenwirtschaft mit gut 5.000 – oft familiengeführten – Unternehmen etwa 64.000 Mitarbeiter umfasst. Aufgrund zahlreicher Schließungen legaler Spielhallen seien bereits hunderte Jobs verlorengegangen. Laut einer Studie im Auftrag des DAW verdrängt der illegale Markt die legalen Spielangebote mehr und mehr. Lag der Schwarzmarktanteil des gewerblichen Automatenspiels 2022 zwischen 30 und 46 Prozent, könnten bis 2026 62 Prozent aller Automatenglücksspielgeräte illegal sein. „Die organisierten Banden machen sich die Taschen voll“, stellt ein Polizeibeamter gegenüber den Medien fest.

Foto: © Simone M. Neumann