DSWV: Schwarzmarkt nimmt überhand

Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) stellte im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz am 3. März 2022 die aktuellen Entwicklungen im deutchen Sportwettenmarkt dar. Nach einem durch Corona gebeutelten Jahr 2020 mit Umsatzrückgängen von etwa 21 Prozent hat sich laut DSWV-Präsident Mathias Dahms (Foto) der Markt 2021 wieder auf Vor-Corona-Niveau stabilisiert: Mit rund 9,4 Milliarden Euro Spieleinsätzen und 470 Millionen Euro gezahlter Sportwettsteuer im Jahr 2021 lägen die Zahlen in etwa auf Höhe des Jahres 2019. „Das Interesse der Deutschen an der Sportwette ist ungebrochen. Die Sportwette ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wir sind daher froh, dass der Glücksspielstaatsvertrag im letzten Jahr die bisherige strikte Verbotspolitik im Glücksspielwesen gelockert hat, die sich im digitalen Zeitalter als ineffektiv erwiesen hat“, so Dahms.

Große Probleme bereitet dem Verband der „ausufernde Schwarzmarkt“ und der schwache Vollzug. „Wer Anbietern unter strengen Rahmenbedingungen eine Erlaubnis erteilt, muss auch gegen die Anbieter vorgehen, die ohne Erlaubnis Sportwetten anbieten – und davon gibt es viele. Es herrscht ein eklatantes Vollzugsdefizit vor!”, sagt Dahms. Um seine Position gegenüber der Politik zu unterstreichen, hat der DSWV im Februar 2022 in einer Marktstudie 507 Online-Glücksspielseiten analysiert. 405 dieser Seiten ermöglichten es Kunden aus Deutschland, ein Spielerkonto zu eröffnen. 297 Seiten seien auf deutsch abrufbar und mindestens 240 Seiten böten auch Sportwetten an. Für Luka Andric, Hauptgeschäftsführer des DSWV, handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs: „Nur 36 Anbieter verfügen über eine bundesweite Erlaubnis, um diese Spiele im Netz zu veranstalten. Auf jeden legalen Anbieter kommt ein Vielfaches an Anbietern ohne Erlaubnis.“

Dahms warnt davor, die Gefahr von illegalen Angebote zu unterschätzen: „Wenn die Kanalisierung der Spieler zu legalen Angeboten in Zukunft nicht besser funktioniert, droht neben dem Verlust der Steuereinnahmen auch eine dauerhafte Abwanderung der Spieler an den Schwarzmarkt. Verbraucher- und Jugendschutz finden dort nicht statt.“

Für Dahms kann eine effektive Kanalisierung der Spieler in den erlaubten Markt nur unter Berücksichtigung zweier Punkte gelingen: „Auf der einen Seite müssen die deutschen Behörden den Schwarzmarkt durch einen effektiven Vollzug endlich unter Kontrolle bringen. Auf der anderen Seite müssen sich die Behörden im Umgang mit den erlaubten Anbietern pragmatisch zeigen und diesen ermöglichen, mit attraktiven Angeboten dem illegalen Wettbewerb etwas entgegenzusetzen.“

Lesen Sie mehr zur DSWV-Jahrespressekonferenz in der März-Ausgabe von games & business. Hier geht es zu unserem kostenlosen Probe-Abo.