Manfred Schlösser
18.09.2024
Der Politik heimleuchten
Die Ampelpolitik hat den Kontakt zum Bürger verloren. Die jüngsten Wahlergebnisse belegen es augenscheinlich. Man versteht sich nicht mehr. Fangen wir mit Themen der Branche an: Obwohl es inzwischen eine gesicherte Erkenntnis ist, dass die massenweise Schließung von Spielstätten und restriktive Spielregeln ganze Bevölkerungsteile ins illegale Spiel treiben, wird die Schließung und Bevormundung mit nahezu religiösem Eifer weiter betrieben. Das hatten wir schon mal: Mitte der Achtzigerjahre hat man die Videospiele der Branche verboten oder harmlose Spiele mit irrsinnigen Steuern belastet, weil angeblich gewaltverherrlichend. Wer heute zur „gamescom“ in Köln geht, der sieht haufenweise Spiele, aus denen das Blut nur so fließt und Maschinenpistolen die Sprache ersetzen (335.000 Besucher).
Aber egal, Hauptsache sichtbare Spielstätten verschwinden in den Kommunen. Illegales Spiel findet dann unkontrolliert zu Hause statt, genauso sieht es bei Videospielen aus – inzwischen übrigens mit Lootboxen. Es geht also nicht um die Sache, nicht um Spielerschutz oder Jugendschutz. Es geht einzig und alleine um die Befriedigung der Ziele einer Bildungsbürger-Elite von selbsternannten Gutmenschen. Sie urteilt über Gut und Böse. Was am Bürgerverhalten nicht gefällt, wird stigmatisiert, verdrängt und verboten.
So meint man uns das Gendern aufzwingen zu können, nur ihre „saubere“ und teure Energie nutzen zu dürfen, das Autofahren vermiesen zu können, Urlaubsreisen nur noch mit schlechtem Gewissen antreten zu sollen und Hafermilch der Kuhmilch vorziehen zu müssen – die Liste könnte Seiten füllen. Und dann wundert sich die SPD, dass sie jeden Kontakt zu ihren Stammwählern, den Arbeitern und kleinen Leuten, wie sie selbst immer sagte, verloren hat. Da wundern sich die Grünen, dass selbst die Bürger aus den besseren Wohnvierteln nicht mehr an ihrer Seite sind und junge Leute in Sachsen und Thüringen zu 38 Prozent AfD gewählt haben. Die Jungen waren mal die grüne Kern-Zielgruppe.
Ja, da ist etwas kaputtgegangen. Wenn selbst rechtschaffene Bürger rechtsradikal wählen. Wenn es Spielern beim illegalen Spiel völlig egal ist, dass sie Verbotenes tun. Wenn Polizisten und Feuerwehrleute bespuckt und angegriffen werden. Wenn in manchen Vierteln der Großstädte Polizei nur noch in Gruppen auftritt und jungen Polizisten ihr Job nicht mehr gefällt, weil Straftäter ihnen ständig den Mittelfinger zeigen. Wenn die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt plötzlich das Sorgenkind aller ist.
Es wird höchste Zeit, dass Politik wieder zu ihren Wurzeln und zum Bürger findet. Sonst haben bald die falschen Propheten auch in anderen Bundesländern ein leichtes Spiel. Damit Politik ihre Wurzeln wiederfindet, müssen wir Bürger ihr heimleuchten. Öffentliche Bekundungen zur Demokratie helfen da wenig, schaden aber auch nicht.
Wir müssen Politikern auf die Pelle rücken. Sie sind unsere auf Zeit angestellten Mitarbeiter im „Unternehmen“ Politik. Auch, wenn sie es oft andersrum sehen. Wir haben sie zu lange allein gelassen, sie zu wenig geführt. Wer von uns war jemals in der Sprechstunde bei Bundestags- oder Landtagsabgeordneten? Wer hat sie mal zur Rede gestellt, wenn uns etwas absolut nicht gepasst hat? Das müssen wir ändern. Dann ändert sich auch Politik. Machen wir uns also auf den Weg zu denen, die wir mal gewählt haben, damit es besser und irgendwann gut wird. Aber wir brauchen viele, die den Weg mitgehen. Allein oder an der Seite von Verbänden.
Manfred Schlösser
Verleger games & business
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