„Chasing losses“ messbar machen

„Chasing losses“ oder die „Jagd nach Verlusten“ im Glücksspiel beschreibt ein Verhalten, bei dem Spieler ihre Verluste durch immer weitere Einsätze ausgleichen wollen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Phänomen und die Ergebnisse seiner eigenen Forschungsarbeit stellte Dr. Michael Auer (Foto) im Rahmen der Online-Vortragsreihe „Forschungswerkstatt“ des Instituts für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) am 1. Juni vor. Der Österreicher Auer ist Psychologe und Statistiker und gründete 2003 das Unternehmen Neccton, dessen Schwerpunkt der Einsatz von KI zur Erkennung von problematischem Spielverhalten ist.

Fünf Kriterien

„‚Chasing losses‘ ist ein spezifisches Phänomen der Glücksspielsucht. In vielen diagnostischen Instrumenten beziehungsweise Fragebögen ist es enthalten“, leitete Auer seinen Vortrag ein. Sein wissenschaftliches Interesse an dem Phänomen besteht darin, es anhand von Daten von Online-Spielern zu operationalisieren, es messbar zu machen. Dafür hat er fünf Kriterien der Operationalisierung entwickelt: Chasing losses innerhalb einer Spiel-Session, über mehrere Sessions hinweg, über mehrere Tage hinweg, häufige Einzahlungen innerhalb einer Session und das Beenden von Sessions mit leerem Spielerkonto. Auf Basis dieser Kriterien kann Spielern ein gewisser Score zugeordnet werden, der Auskunft über ihre Betroffenheit gibt.

KI „trainieren“

Ziel von Auers Forschungsarbeit ist es unter anderem, durch KI möglicherweise problematisches Spielverhalten frühzeitig zu erkennen. Dafür muss der Computer innerhalb der Datenmenge, die ein Spieler in einem Online-Casino ‚produziert‘, mittels Algorithmen gewisse Parameter identifizieren, die für ein problematisches Spielverhalten und eine potenzielle Suchterkrankung sprechen. Zu diesen Parametern zählt auch Chasing losses. Voraussetzung dafür ist, dass der Computer zunächst durch eingespeiste Daten angelernt wird. Wie Auer in seinem Vortrag erklärte, wurden Algorithmen früher vor allem mit „Selbstsperren gefüttert“, mittlerweile sei man aber dazu übergegangen, Algorithmen auf der Basis von Fragebögen zu „trainieren“.

Als Fazit hielt Auer fest, dass Chasing losses-Kriterien sich als signifikante Hinweise auf ein möglicherweise problematisches Spielverhalten herausgestellt haben. Von besonderer Aussagekraft seien häufige Einzahlungen innerhalb einer Session und das Beenden von Sessions mit leerem Spielerkonto. „Problemspieler schaffen es nicht aufzuhören, wenn sie verloren haben“, so Auer.